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Die Chronik der Musikkapelle Wörnitzstein e.V.

Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts existierte in Wörnitzstein eine Schützenkapelle. Im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) ruhte der Spielbetrieb zwangsläufig. In den ersten Nachkriegsjahren jedoch wurde wieder musiziert. Bedauerlicherweise sorgten sich die Musikanten nicht um Nachwuchs, so dass gegen Mitte der 1950er der Spielbetrieb zum Erliegen kam.

Nachdem eine Gruppe Jugendlicher Musiker 1984 bei einer Veranstaltung des Sportvereins aufgetreten war, kam bei den Wörnitzsteinern ein Jahr später der Wunsch auf, wieder an die Musiktradition anzuknüpfen. Die jungen Leute, die das Fest des ortsansässigen Vereins umrahmt hatten, genossen damals an der städtischen Musikschule in Donauwörth, aber auch an der Hauptschule entsprechenden Unterricht. Es lag also nahe, sie und andere musikbegeisterte Personen zusammenzuführen. Erich Müller, damaliger Ortssprecher im Donauwörther Stadtteil Wörnitzstein, nahm sich der Angelegenheit an. Auf seine Initiative erfolgte die Gründung der Musikkapelle Wörnitzstein. Bevor es aber am 23. Oktober 1986 dazu kam, war einiges an Vorarbeit zu leisten. Ein musikalischer Leiter musste gefunden werden und vor allem brauchte man einen Probenraum. Als solcher wurde in der Anfangszeit das Sportheim genutzt. Der Dirigent kam aus dem benachbarten Erlingshofen und hieß Gustav Kreisel. Über die erste gemeinsame Musikprobe am 22. August 1985 notiert Schriftführerin Sonja Müller im Protokollbuch: „13 Musiker anwesend, Versuch eines mehr oder weniger guten Zusammenspiels“.

Mit diesem ersten Ansatz war dann der Grundstein gelegt, so dass es zu der schon erwähnten Vereinsgründung kam, bei der Erich Müller zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Im Frühjahr 1987 konnten die Musiker im alten Schulhaus einen geeigneten Proberaum beziehen. Der Beitritt zum Allgäu-Schwäbischen Musikbund erfolgte bald danach und im Jahr darauf machte man sich daran, die Musiker mit einer bodenständigen Tracht einzukleiden. Neben anderen öffentlichen Auftritten gab es über einige Zeit hinweg gemeinsame Konzerte mit dem Gesangverein.

Im November 1991 legte Gustav Kreisel, der Mann der ersten Stunde, den Dirigentenstab in jüngere Hände. Für seine Verdienste um die Musikkapelle wurde er zum Ehrendirigenten ernannt. Die Nachfolge trat Andreas Wenninger an, der das Ensemble fast 16 Jahre leitete. Unter seiner Ägide ging es weiter aufwärts. Bald waren die „Wörnitzsteiner“ ein anerkannter, beliebter und gern gehörter Klangkörper. Zu dessen festen Terminen gehörten nun auch die Weihnachtskonzerte in der Wörnitzsteiner Kirche St. Martin. 1995 wurden Kontakte mit der Stadtkapelle Weißenstein geknüpft, die man dann 2002 beim 100-jährigen Kapellenjubiläum und 2010 anlässlich eines Musikertreffens weiter vertiefte. Im Mai 1996 feierte man drei Tage lang das zehnjährige Jubiläum. Dabei erhielt der Gründungsvorsitzende Erich Müller die ASM-Fördermedaille in Bronze.

Einen Beitrag zur der im Jahre 1974 gegründeten Städtepartnerschaft Donauwörth – Perchtoldsdorf (Niederösterreich) leistete die Kapelle im August 1999, als eine ihrer Musikerinnen dorthin heiratete.

Bei den Hochzeitsfeierlichkeiten gab es natürlich Blasmusik pur. Darüber hinaus kam man auch einer Einladung zum „Heurigen“ nach. Im Laufe der Jahre genügte der bisherige Probenraum den Anforderungen nicht mehr. Zusammen mit den anderen Ortsvereinen wurde das alte Schulhaus einer grundlegenden Renovierung unterzogen und dabei für die Kapelle im Erdgeschoß ein neuer Raum geschaffen. Als „Haus der Vereine“ erhielt das Gebäude Ende 2000 die Segnung durch Stadtpfarrer Roland Bise. Um der Öffentlichkeit zu zeigen, was die Vereine alles geleistet haben, gab es 2001 einen „Tag der offenen Tür“. Bei der Serenade zum Ausscheiden von Dr. Alfred Böswald aus dem Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Donauwörth im gleichen Jahr zählte auch die Kapelle zu den Mitwirkenden.

Nach 18 Jahren unermüdlicher Tätigkeit als 1. Vorsitzender gaben Erich Müller ebenso wie sein Stellvertreter Bernhard Dietl und der Kassier Arnold Schindele 2004 ihre Ämter ab. In der Funktion des Vereinsvorsitzenden steht seither Markus Blattner. Seinerzeit gab es erstmals auch ein Freilichtkonzert in der alten Kiesgrube. Ein Erlebnis, das nicht jeder Musikkapelle vergönnt ist, war der Besuch des Komponisten Franz Watz im Jahre 2005.

Als besondere Attraktion beim 20-jährigen Jubiläum 2006 erwies sich die schwimmende Musikbühne auf der Wörnitz, errichtet von der THW Ortsgruppe Donauwörth. Zu Beginn des Jahres 2008 übernahm Tobias Freißler die musikalische Leitung der Kapelle. Im selben Jahr war beim Patenbitten der Perchtoldsdorfer Feuerwehr in Riedlingen auch die Musikkapelle mit von der Partie. Den Gästen aus Niederösterreich imponierten die Wörnitzsteiner derart, dass sie sie gleich für die 2009 stattfindende Fahnenweihe engagierten. Dieser zweite Aufenthalt in der Partnerstadt war für alle Teilnehmer ein unvergessliches Erlebnis.

2009 gab es erstmals den sogenannten Musikantenbiergarten, eine Veranstaltung, an der auch befreundete Ensembles aus der Nachbarschaft immer wieder gern teilnehmen. Die Dorfplatzeinweihung, einhergehend mit der Übergabe eines Feuerwehr-Mehrzweckfahrzeuges und des Feuerwehrhauses 2010, war auch für die Kapelle bedeutsam. Sie durfte die Feierlichkeiten musikalisch begleiten und kann nun das Areal für künftige Freilichtkonzerte nutzen. Zu hören waren, gleichfalls 2010, die Wörnitzsteiner auch schon in Bayern 3 in deren Sendung „Frühaufbläser“. Im Jubiläumsjahr 2011 hat sich die Musikkapelle bereit erklärt, das Bezirksmusikfest für den ASM-Bezirk 16 auszurichten. Die Wertungsspiele, an denen sie auch teilgenommen und in der Mittelstufe das Prädikat „Mit ausgezeichnetem Erfolg“ erreicht hat, fanden bereits statt.

Im Jahr 2013 gab es dann erneut einen Wechsel in der Führung der Musikkapelle. Markus Blattner übergab das Amt des ersten Vorsitzenden an seinen Bruder Sebastian Blattner. Seit 2016 wird dieses Amt von Bastian Meyr ausgeübt. Nach nun mehr 10 Jahren am Dirigentenstab stand auch 2018 ein großer Wechsel bei den Wörnitzsteinern statt. Tobias Freißler übergab am Dorfplatzkonzert sein Dirigentenamt an Alexander Dollmann, welcher mit 18 Jahren der seinerzeit jüngste Dirigent im ASM Bezirk 16 war. Nur wenige Monate nach Amtsantritt wagte er die Teilnahme am Mittelstufenorchester-Wettbewerb des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes in Wasserburg am Bodensee, wofür sich die Musikkapelle aufgrund des hervorrangenden Wertungspielens im Rahmen des Bezirksmusikfests in Rögling qualifiziert hat. Mit der Erreichung des 7. Platzes wurde hier ein idealer Grundstein zur weiteren Entwicklung der Musikkapelle für Alexander Dollmann gelegt.

Wert auf die Nachwuchs- und Jugendarbeit wurde schon bald nach der Gründung gelegt. Von Vorteil erwies sich dabei die Existenz der Musikschule in Donauwörth. Nachteilig war jedes Mal die An- und Abfahrt, so dass sich die die Verantwortlichen daher dazu entschlossen, die Aus- und Weiterbildung vereinsintern fortzuführen. Am Anfang stand die Flötengruppe, die 2007 gegründet wurde. Sie umfasste bereits 2011 zwei Anfänger- und drei Fortgeschrittenen- Teams mit 16 Kindern zwischen fünf und neun Jahren. Betreut werden die Kinder mittlerweile von Elisabeth Hofer und Kathrin Vetter. Das Trommlerensemble, eingeteilt in Anfänger und Fortgeschrittene, zählt 14 Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren. Leiter ist Lukas Rikanovic. Die 2009 gegründete „Musikbande“ stellte sich schnell als großer Erfolg dar. Bald erfolgte daher die Umbenennung in die Jugendkapelle, wodurch sich als Einstieg in das gemeinsame Musizieren das Vorstufenorchester anschließen konnte. Beide Orchester werden wie die Stammkapelle von Alexander Dollmann geleitet. Natürlich gibt es auch Einzelunterricht von professionellen Musiklehrern auf allen Blasinstrumenten einschließlich Schlagzeug und Gitarre. Die musikalische Richtung der Kapelle liegt auch weiterhin auf konzertanter Blasmusik in der Mittelstufe. Angestrebt wird aber letztlich das Erreichen der Oberstufe.

Geschrieben von Hans Brenner, aktualisiert und ergänzt durch Michael Grob